Herausforderungen für den österreichischen Arbeitsmarkt 2019 und weitere Jahre…

2018 war das beste Jahr für die österreichische Wirtschaft seit langem. Das BIP hat sich um 3% erhöht, die Arbeitslosigkeit ist um 6% gefallen und bei einer Arbeitslosenquote (nach Österreichberechnung) von 7,6% gelandet. Somit sind derzeit in Österreich über 300.000 Personen arbeitslos.

Und das ist für mich schon der Haken an der ganzen Sache: Wir haben eine zu hohe strukturelle Arbeitslosigkeit. Wenn man sich die Zahlen im Detail ansieht, wird einem klar, dass der Schwerpunkt der Arbeitslosigkeit in Wien liegt und bundesländerübergreifend, vor allem Personen ohne qualifizierte Ausbildung betrifft. Mehr als 137.000 arbeitslose Personen haben lediglich die Pflichtschule absolviert. Dazu ist der Anteil der langzeitbeschäftigungslosen Personen mit ca. 35% relativ hoch. Da sehe ich auch eine Schwäche der österreichischen Wirtschaft – einerseits wird händeringend Fachpersonal gesucht, andererseits suchen über 300.000 Personen einen Job.

Hier muss meines Erachtens bei der Bildung angesetzt werden und Menschen motiviert werden einen qualifizierten Abschluss zu machen. Es ist Fakt, dass gering qualifizierte Personen wesentlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Daher müssen junge Menschen begleitet werden, gefördert und gefordert werden um mit einer guten Ausbildung den positiven Start ins Berufsleben zu schaffen. Das Geld, welches wir hier investieren wird sich auszahlen und dann mit Sicherheit Zinsen und Zinseszinsen abwerfen.

Dabei halte ich nicht die Schulnoten selbst für wichtig, sondern viel mehr die Methoden und Inhalte die es zu vermitteln gilt. Auch die Voraussetzungen (Klassenschülerhöchstzahl, i.e. Klassengröße, sowie ausreichende Deutsch-Kenntnisse der SchülerInnen, Förderprogramme, Schulprojekte und ähnliches) sind wichtig.

Besonders gefördert gehören Mädchen, die technisch interessiert sind, da die Technik noch immer von Männern dominiert wird. Die Anzahl der weiblichen Absolventen muss erhöht werden. Technik muss „geil“ werden und wir dürfen nicht 50% der Bevölkerung davon ausschließen, nur weil es immer so war. Somit gilt es von der Gesellschaft und den Bildungsinstitutionen her Frauen in der Technik zu fördern und ein positives Technik-Bild zu schaffen. Weil darin liegen die Jobs der Zukunft.

Gleichzeitig ist auch der Staat als Arbeitgeber gefordert, indem er einerseits qualifizierte Jobs schafft und andererseits nicht weniger qualifizierte Jobs outsourced oder vernichtet, sondern auch hier geringqualifizierte Personen beschäftigen kann. Die Privatwirtschaft wird es wohl nicht tun. Ob die österreichische Bundesregierung – gleich welcher Coleur – diesen Spagat schafft bleibt aber abzuwarten.

Ich appelliere an die Privatunternehmen ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen und soweit irgendwie möglich, nicht nur das mikroökonomische Ergebnis zu sehen, sondern auch das makroökonomische Ganze zu betrachten. Das bedeutet für mich konkret nicht nur auf die Shares zu schauen, sondern vor allem auf die Menschen im Unternehmen.

Klaus Winter
Klaus Winter
Geschäftsführer STEINER-HITECH GmbH

Quellen: WIFO, WKO, AMS, Statistik Austria, OENB

Interessante Links dazu:

http://www.statistik-austria.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/arbeitsmarkt/index.html
https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohlstand_und_fortschritt/initiativen_zur_fortschrittsmessung/119562.html
https://www.wko.at/service/w/zahlen-daten-fakten/Arbeitsmarkt_in_Wien.html