Weihnachtskekse, Glühwein und ein fetter Braten…. Es ist uns allen sicher bewusst – die herannahende Weihnachtszeit ist nicht gerade eine gesunde Zeit in puncto Ernährung. Wussten Sie, dass mit nur kleiner Veränderung jeder von uns, durch sein Essverhalten dazu beitragen kann das Klima zu schonen?
Das war das Thema von unserer MitarbeiterInnen Jahresabschlussfeier 2021, die leider auch heuer wieder online stattgefunden hat. Alle TeilnehmerInnen wurden mit handgemachtem Gebäck und Feinkost aus dem Südburgenland versorgt. Die kleine und feine Handwerksbäckerei „Schreiner´s Bakery“ im Südburgenland vereint die traditionelle Backkunst mit Ideen aus aller Welt. Hier steht 100% HANDWERK, REGIONALITÄT und GESCHMACK im Vordergrund. Die Rohstoffe sind BIO-zertifiziert und werden aus der Region des südlichen Burgenlandes bezogen.
Unser Vortragender Herr Mag. Christian Salmhofer vom Klimabündnis Österreich sagt:
„Der Klimaschutz fängt auf dem Teller an…“
Unser Körper ist bei einer Betriebstemperatur von 36,5 Grad Celsius gesund. Unser Planet Erde ist bei 15 Grad Celsius im Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht ergibt sich durch die Wechselwirkung der Sonnenstrahlung mit der Erdoberfläche, an der sich hauchdünn die Klimagase anschmiegen.
Wie eine Haut bilden sie unsere Atmosphäre und halten unsere Erde warm. Der Mensch wird nicht direkt von der Sonnenstrahlung gespeist. Er muss sich in erster Linie mit Nahrung und Wasser versorgen. Ähnlich wie die Erdoberfläche besteht der Mensch auch zu 70 Prozent aus Wasser. Aber nicht nur über den Wasserhaushalt spiegeln wir uns mit unserem Ökosystem Erde. Auch über unseren Stoffwechsel befinden wir uns in einer ständigen Wechselwirkung mit der Erdatmosphäre: Was wir täglich essen, bestimmt nicht nur unsere Gesundheit, es hat auch Auswirkungen auf unser Weltklima! Das schweizerische Bundesamt für Umwelt hat mit der Studie„A True And Fair View“ ein vollständiges und ausgewogenes Bild der Umweltwirkungen von Konsum und Produktion geschaffen. Das Ergebnis: Ein Drittel der Umwelt- und Klimabelastungen entsteht durch unsere Ernährung! Die übrigen zwei Drittel teilen sich Wohnen und Mobilität.
Wenige essen zu viel Fleisch
Mit über 80 Prozent belastet die Fleischproduktion und die ihr vorgelagerte Futtermittelherstellung das Weltklima am meisten, nur 20 Prozent verursacht die Pflanzenproduktion. Beim Konsum von Fleisch ist es umgekehrt: Nur 20 Prozent der Weltbevölkerung isst Fleisch. Wir in Österreich essen hingegen mit 65 kg pro Jahr dreimal so viel wie von ÄrztInnen empfohlen.
Lokal versus Global
„Jeder Fremde habe Herberge und Speise zu bekommen. Doch man ließ ihn nicht gleich gehen. Vorher musste er sich erst auf dem Gelände des Gastgebers diskret verziehen: zum Düngen!« Die Gastfreundschaft in der chinesischen Provinz Shaoxing basiert auf dem lokal kleinsten Kreislauf. Dieser hat dort nicht nur eine eigene Kloarchitektur hervorgebracht, auch die Nährstoffe werden so seit 4000 Jahren dem Boden zurückgeführt. Heute sind die Kreisläufe globalisiert.
Das globale Huhn
Das beste Beispiel dafür ist das Huhn. Die Küken gehören zu den 50 meistgeflogenen Cargo-Produkten der Welt. Die Zucht kontrollieren drei Konzerne, die die Küken weltweit vertreiben.
Nach Österreich eingeflogen, werden die Küken innerhalb von einem Monat zur Schlachtreife gemästet. Natürlich mit Futtermittel, die zu einem Großteil aus Argentinien
oder Brasilien zu uns kommen. Österreich importiert alljährlich 500.000 Tonnen Soja. Gekauft wird dann hauptsächlich das Brustfilet. Nach dem Verzehr der Gustostückerl geht
das globale Geschäft mit dem Huhn weiter. Die für uns unappetitlichen Hühnerreste gehen dann wieder in alle Welt. Von Europa verschifft man die Reste zumeist nach Afrika.
Die Biobauern sind Weltmeister im Klimaschutz
Die BiobäuerInnen wirtschaften innerhalb genau definierter Systemgrenzen. BiobäuerInnen dürfen keine Futtermittel aus Übersee importieren, das bringt schon ein Drittel Energieersparnis. Ein weiteres Drittel sparen sie, weil sie keine Stickstoff-Düngemittel verwenden dürfen. Für die Erzeugung von Düngemittel wird Erdgas benötigt, welches aus den fossilen Depots der Erdkruste stammt. Bio-Lebensmittel schonen das Klima zusätzlich, da die BiobäuerInnen durch die Kreislaufwirtschaft den Humusaufbau fördern. Dabei wird aktiv Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen.
Klimaschutz beginnt im Kindergarten
Ein besonders ausgewogenes Klimaschutzbeispiel ist die lokal vernetzte Versorgung der Kindergärten von Villach. Die 13 Kindergärten und sieben Horte Villachs haben bei ihren Mahlzeiten einen Bio-Anteil von ca. 65 %. Die Kindergärten werden vom Bioboten beliefert. Alle Kindergärten und Horte haben eine eigene Küche und die KöchInnen kochen täglich frisch. Und das zu den gleichen Kosten wie vorher. Der Wareneinsatz liegt pro Essen bei 64 Cent und ist somit für alle Bevölkerungsgruppen leistbar.
Die Umstellung wirkte sich mehrfach positiv aus. Da das Essen den Kindern besser schmeckt, wurde gleichzeitig auch das Müllaufkommen deutlich reduziert. Nicht zu vergessen: das gute „Betriebsklima“ und der Stolz der Verantwortlichen. Bei jährlich 213.000 Mahlzeiten hat die Stadt Villach somit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Verwendung statt Verschwendung
Damit wir uns gesunde Bio-Lebensmittel leisten können, müssen wir weniger Lebensmittel verbrauchen! 50 Prozent unserer Lebensmittel schaffen es nicht in unsere Mägen. Und weil Umwelt- und Klimaschutz nur eine Seite der Medaille ist, müssen wir danach trachten, dass weltweit die BäuerInnen einen gerechten Lohn bekommen. Der Kauf von Produkten mit dem nach dem FAIR CHAIN Prinzip unbedingt notwendig, um auf unseren Planeten für Klimagerechtigkeit zu sorgen. Denn die Ernährung der ÖsterreicherInnen kann man nicht trennen von den globalen Zusammenhängen. Das ist die Lehre vom Klimawandel!
Was empfiehlt der Speiseplan für die Gesundheit des Menschen und unseres Planeten?
‘ Weniger Fleisch, und wenn nur Bio!
‘ Mehr Obst und Gemüse, wenn geht in Bio-Qualität!
‘ Lebensmittel aus der Region, und wenn nicht möglich mit Fair-Trade-Gütesiegel
‘ Kaufen Sie nur das, was Sie wirklich brauchen.
‘ Frisch und saisonal gehören zum Abc des Klimaschutzes.
Vergessen wird oft der Weg vom Geschäft nach Hause. Eine Autofahrt für einen Liter Milch verhagelt die Klimabilanz. Wenn man etwa nur zum Einkaufen fährt, um eine Kiste Bier zu erstehen, ist man sogar für 63 Prozent von dessen Treibhausgasemission verantwortlich.
Eine Bio-Kuh ist Klimaschutz, Massentierhaltung nicht
Kein Mensch, keine Kuh und auch kein Reiskorn können nur aufgrund des Stoffwechsels dem Klima schaden. Die Klimagase eines an der Oberfläche des Ökosystems Erde integrierten Organismus verbleiben im natürlichen Kreislauf. Wird jedoch fossile Energie ins Ernährungssystem eingebracht, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf das Klima. Eine auf der Alm weidende Bio-Kuh zu bilanzieren ist dagegen völlig bedeutungslos: Sie frisst Kohlenstoff, sie speichert Kohlenstoff und sie scheidet Kohlenstoff aus. Im Gegensatz zur Bio-Kuh befindet sich eine Kuh aus der Massentierhaltung nicht in einem Kohlenstoffgleichgewicht. Zwar emittieren beide, ob Bio-Kuh oder Rind aus der Massentierhaltung, chemisch gesehen die gleichen Klimagase. Anders als bei der Biokuh, deren Klimagase im Kreislauf der Erdoberfläche zirkulieren, wird bei einer Kuh aus der Massentierhaltung zusätzliche Energie von außen zugeführt. So etwa wird Futtermittel aus verschiedenen Monokulturen als Kraftfutter zur Mästung gebraucht. Das Fleisch von Bio-Rindern, die in Argentinien frei herumgelaufen sind, hat etwa einen geringeren ökologischen Fußabdruck als jenes von Rindern, die hierzulande im Stall gehalten und mit Kraftfutter aus brasilianischen Sojabohnen gefüttert wurden. Österreich „nutzt“ für die Tierfütterung im Ausland Ackerflächen, die etwa so groß sind wie ein Drittel des österreichischen Ackerlandes. Indirekt bewirtschaften wir also ein zweites Österreich jenseits unserer Grenzen. In Summe kann daher ein Kilo Rindfleisch aus der Massentierhaltung eine Treibhausgaswirkung von rund 40 kg CO2 entfalten.
Von MAG. CHRISTIAN SALMHOFER Klimabündnis Kärnten
Mag. Christian Salmhofer beschäftigt sich seit 1987 mit dem Klimawandel. Beginnend mit Eisbohrkernen und Klimamodellen, stand bald die Klimagerechtigkeit im Mittelpunkt seiner Arbeit. Auf Basis einer globalen Ethik zeigt er die Probleme nationaler Klimabilanzen und Klimapolitiken. Gegenwärtiger Tätigkeitsschwerpunkt: Klimawandel am Beispiel des
Ernährungssystems, sowie Klima & Migration. Er arbeitet seit 30 Jahren für das Klimabündnis.
Sehenswerte Sendungen zu diesem Thema:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-die-tricks-der-lebensmittelindustrie-114.html