Die Kunst der Mitarbeiterführung – Führen mit Taktgefühl

Team ≠ Automat

Teams werden in der Regel aus Mitarbeitern mit unterschiedlichen Kompetenzen und Kenntnissen zusammengesetzt. Wenn man mit einem Team Erfolge erreichen will, braucht es einen einfühlsamen Vorgesetzten, der dafür sorgt, dass jedes einzelne Teammitglied die eigenen Fähigkeiten sinnvoll zur Entfaltung bringen kann. Unser Gast- Blogbeitrag vom Pionier der Trainingsmethode Dirigieren, Herrn Lorenz Huber bringt uns dieses spannende Thema näher.

Warum Mitarbeiterführung viel mit dem Dirigieren eines Orchesters gemeinsam hat?

Wer einmal den Virtuellen Dirigenten im Wiener „Haus der Musik“ ausprobiert hat, durfte sich als DirigentIn der Wiener Philharmoniker fühlen. Ein Glück, das selbst ausgebildeten Dirigenten selten zuteil wird. Ein besonderer Spaß ist es, wenn man dort mit dem elektronischen Taktstock vor der Videoleinwand plötzliche Temposchwankungen macht. Dann unterbrechen die Musiker am Bildschirm nämlich ihr Spiel und beschweren sich lautstark.

Diese Reaktion erleben Dirigenten im Musikbetrieb nur selten. Denn die Musiker haben sehr gut gelernt, mit den Eskapaden ihrer Chefs umzugehen ohne ständig offene Konflikte führen zu müssen.

Sie können das manchmal im Konzert beobachten. Zum Beispiel wird eine vom Dirigenten plötzlich verlangte, abrupte Beschleunigung von den Musikern als Risiko für ihr synchrones Zusammenspiel erkannt und deshalb nicht 1:1 umgesetzt. Stattdessen richten sie ihren Blick blitzschnell auf ihren Konzertmeister, der mit einer deutlichen Kopf- und Bogenbewegung den Fehler des Chefs korrigiert und die Beschleunigung auf ein machbares Niveau einbremst. Damit hat die Selbststeuerung des Teams die riskante externe Steuerung außer Kraft gesetzt. Das Orchester ist wieder stabilisiert. So einen netten Dirigier-Automaten müssen Sie erst mal finden.

Gemeinsamer Erfolg als Team

Weit weniger auffällig, aber umso wichtiger für den gemeinsamen Erfolg, ist die Eigeninitiative der Musiker. Sie versuchen, die Interpretation ihrer Dirigentin zu verstehen und leiten daraus ihren individuellen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg ab. Echte Spitzenorchester verstehen sich dabei als ein Instrument und haben eine wunderbare, synchrone Dynamik. So ist es eine wahre Freude, wenn die Wiener Philharmoniker gemeinsam von null auf hundert beschleunigen. Sie brauchen dafür nur einen kleinen Impuls und eine klare Richtung, während ein Virtuelles Orchester Takt für Takt weiter bewegt werden muss.

Wer einmal ein Virtuelles Orchester dirigiert hat, weiß die Selbstregulation und Eigeninitiative eines Teams aus Fleisch und Blut erst richtig zu schätzen. Teams sind keine Automaten und dürfen nicht als solche geführt werden. Es geht vielmehr darum, ihrer Selbststeuerung einen klaren Rahmen zu geben. Den Rest müssen die Mitarbeiter schon selber machen (können).

 

Gastautor: Lorenz Huber, MA

www.dakkord-trainings.com

www.leadershiporchestra.com

Offene Kurz-Workshops „Vom Virtuellen Dirigenten zum Streichquartett“ im Wiener Haus der Musik am 21.10.2017 / 3.10.2018 / 29.9.2018